Nach einer Nachtfahrt von St. Vincent Richtung Norden landen wir im Morgengrauen quasi auf dem Titelbild unseres Reiseführers – in der Soufriere-Bay, St. Lucia – Berge, Urwald, Meer und eine kleine Stadt – und nur drei oder vier Boote, die diese Idylle mit uns teilen.
In der Stadt gibt es einen Supermarkt und dort gibt es sogar (erschwingliche) Haferflocken – Juhuu!
Und in der Nähe der Stadt gibt es einen so genannten Drive-In Vulkan. D.h. man kann mit dem Auto bis an den Krater fahren, wo es höllisch nach Schwefel stinkt, schwarze Pfützen kochend heiß blubbern und Rauchschwaden in der Luft stehen. Interessant – und in zehn Minuten gesehen.
Viel ausgiebiger besichten wir das Piton-falls-mineral-bath. Ein wunderschöner Pfad durch gezähmten, supergrünen und blühenden Urwald führt uns zu einem Wasserfall, dessen warmer Guss in ein Becken plätschert in welchem wir uns ausgiebig und genussvoll aalen. So wie hier muss es wohl im Paradies aussehen. Milena übt mit Hingabe schwimmen und tauchen und ist auch, als wir alle schon ganz aufgeweicht sind, nur unter heftigem Protest aus dem Wasser zu bewegen.
Auch einen Tag später und eine Bucht weiter ist es nicht minder paradiesisch. Wir ankern vor einem Palmenstrand, ein paar Strohhütten, nur eine Handvoll Leute… schnell das Schnorchelzeug gepackt und auf zum Strand! Doch auch der Weg ist schon Teil des Ziels – eine traumhafte Rifflandschaft in wunderbar klarem Wasser. Korallen in verschiedenen Formen und Farben und viele viele bunte Fische.
Der kleine Strand ist schnell erkundet und so schauen wir uns noch im angrenzenden Urwald um. Oooohh – da gibt’s Kokosnüsse zu Hauf! So viele wir tragen können schleppen wir zum Strand, wo uns zwei nette Rasta-Jünger zeigen, wie die Nuss möglichst kraftsparend mit der Machete aus ihrer Faserhülle befreit und geöffnet wird. Achtundzwanzig braune Eier schälen Wolfgang und Andi aus ihrem Bastmantel für die Bordvorräte. Trotz der erlernten Technik ein schweißtreibendes Stück Arbeit. Die Nüsse schmecken herrlich und ein bis zwei davon gönnen wir uns täglich. Hey man – feels like paradise.
(Carina)
Ach bitte, wenn Ihr schon mal da seid, richtet einen ganz herzlichen Gruß unserer heißgeliebten Pia Maria aus. Das Gedicht von James Krüss diente uns schon viele Abende als Gute-Nacht-Geschichte, ist aber jetzt gerade wieder topaktuell. „Da kann sich ja die Carina ein Kleid machen lassen…“ (Bitte nicht beleidigt sein!)
Seid alle ganz herzlich gegrüßt.
ERNA
Hier das Gedicht:
Die Schildkröte Pia Maria,
Die lebt seit vergangenem Mai
Am Strande von Santa Lucia,
Beschäftigt mit Feinstrickerei.
Auf sieben geschliffenen Kieseln
Hockt Pia und häkelt und strickt.
Sie läßt sich vom Regen berieseln
Und schwitzt, wenn die Hitze sie drückt.
Sie strickt mit den vorderen Pfötchen,
Doch oft mit den hinteren auch.
Sie schlingt mit dem Schwanze die Knötchen
Und bügelt famos mit dem Bauch.
Sie häkelt entzückende Deckchen
Aus feinstem australischen Garn,
Sie strickt für die Maultiere Söckchen
Aus Kokosnußfaser und Farn.
Erst kürzlich hat Sophie, die Alte,
Die Seekuh, für schrecklich viel Geld
Ein Seekleid mit Gürtel und Falte
Bei Pia Maria bestellt.
Da holte sich Pia vom Meere
Ein Bündelchen Seegras ans Land
Und nähte mit Nadel und Schere
Ein herrliches Seekuh-Gewand.
Mit Pfeffer und andren Gewürzen
Bestickte Frau Pia das Kleid,
Begann dann, die Falte zu schürzen,
Und machte den Gürtel sehr weit.
Die Seekuh verging vor Entzücken.
Sie drehte und spreizte sich sehr.
Bewundert von staunenden Blicken,
Entschwand sie laut schnaufend ins Meer.
Sie wiegte sich stolz in den Hüften
(Soweit eine Seekuh das kann)
Und schwamm dann, umgeben von Düften,
Zum Walroß hinab, ihrem Mann.
Seitdem kommen alle Insassen
Des Meeres zu Pia an Land,
Und Pia, die näht nun in Massen
Das herrliche Seekuh-Gewand.
Am Strande von Santa Lucia
Da näht sie und müht sich gar sehr.
Wahrscheinlich wird Pia Maria
Durchs Nähen demnächst Millionär.
Ein reizendes Gedicht hat Roland da aufgegabelt. Ich meine, daß die Kinder, vor allem die Milena es auswendig lernen sollten, allein schon deshalb,damit das Gedächtnis trainiert wird; für die Milena erweitert es aber den Wortschatz. In England kennen fast alle Kinder solche für Kinder geschriebenen Gedichte z.B. von Wordsworth und können sie aufsagen. Man kann nicht frühzeitig genug den Vortrag einees Gedichtes üben und lernen.
Hallo,
es sieht wirklich wie im Paradies aus und der tolle Bericht läßt ein wenig Sehnsucht aufkommen. Dabei waren wir gerade 7 Tage in Hintertux zum Skifahren bei tollem Wetter – ist eine ganz andere Welt!
Bleibt gesund