Irgendwo im Thyrenischen Meer, auf der Überfahrt von Sardinien Richtung Sizilien. Ich sitze mal wieder im Trapez, ganz vorne zwischen den beiden Kat-Rümpfen, und unter mir rauscht das Wasser vorbei.
Leider ist uns Aeolus, der Gott des Windes nicht so gut gesonnen, und so tuckern wir unter Motorkraft dahin. Dies hat uns schon zum 2. Mal heute den Besuch von Delfinen beschert, diesmal sind sie nicht auf Jagdzug und schwimmen mit spielerischer Leichtigkeit nur Zentimeter vor den beiden Rumpfbügen hin und her. Ein kleiner, kaum sichtbarer Flossenschlag, und wie eine Rakete zischen sie davon, springen aus dem Wasser, mal ein nur Einzelner, mal gleich drei nebeneinander in perfekter Formation. Fast könnte man sie berühren, so nahe sind sie an der Wasseroberfläche, am Boot. Es ist fast nicht beschreibar, welch tolles Gefühl das ist, solch wunderschöne Geschöpfe in ihrer natürlichen Umgebung beobachten zu können.
Nach paar Minuten ist‘s ihnen zu langweilig, sie ziehen wieder weiter.
Heute Morgen war das deutlich anders: auch Flaute, auch unter Motorkraft, und wir hatten gerade unsere Schleppangel ausgeworfen, als einer der Crew uns mit dem Ruf „Delfine!“ alarmierte. Aber diese Gruppe Delfine war offensichtlich auf der Jagd, etwa 100 m auf Backbord sprangen sie immer wieder aus dem Wasser, und zeigten keinerlei Interesse an unserem Boot. Wolfgang sagte noch „Ich hole sicherheitshalber mal die Angel ein.“ Er war gerade am Kurbeln als sich die Spitze der Rute in abenteuerlichem Radius in Richtung Wasser verbog. Es hatte etwas angebissen!
Vorsichtig holt Wolfgang die Leine ein, nur nicht zu stark ziehen, damit uns nicht wieder die Leine reißt, wie schon mal vor paar Tagen. Nun ist die Beute schon recht nahe am Boot, man sieht es silbrig im Wasser glänzen. Nun nur ja keinen Fehler machen, damit die Beute nicht noch im letzten Moment verloren geht… Da, was war das? War das nicht gerade ein dunkler Schatten, etwa 20, 30 m hinter dem Boot, hinter unserer Beute? Könnte das vielleicht ein Hai gewesen sein, der uns unseren Fisch streitig machen wollte? Schnell den Kescher bereit gemacht, dann ist unser Fisch auch schon an Bord: ein Pracht-Exemplar eines Großaugen-Thunfischs! Schnell und waidgerecht getötet vermessen wir den Fang: stolze 11 Kg!!! Wir vermuten, dass ein Schwarm Thunfische von den jagenden Delfinen profitiert hat, uns sich einen Anteil von deren Beuteschwarm abgeknapst hat.
Zum Ausbluten lassen wir den Thun noch eine Weile im Bereich der Badeleiter hängen, bevor sich Wolfgang schließlich ans Ausnehmen und Zerlegen macht – also für heute Badeverbot… könnte ja sein, dass der dunkle Schatten von vorher vielleicht doch ein Hai war… den wir jetzt mit der Blutspur hinter uns her ziehen…
Nachtrag als Smutje: Dank des guten Kühlschranks der GALEB können wir heute die vierte Mahlzeit Thunfisch satt bestreiten… einen besseren, frischeren Thun hatte ich noch niemals gegessen!
Nachtrag Smutje (II): neulich habe ich’s geschafft, die ganzen 6-Manncrew richtig satt zu bekommen, und es sind sogar noch paar Nudeln übrig geblieben: waren ja schließlich auch 1500 g Spaghetti…
(Klaus)