E-Mails

Die Technik an Bord eines Schiffes hat so ihre Tücken und davon können alle Segler ein Lied singen. Nun haben wir uns heute nicht mehr nur mit Seilen, Segeln, Masten und Motoren zu ärgern – nein besonders die Elektronik ist ein Dauerpflegefall.
Die Dinge an Bord habe ich ja weitestgehend im Griff – mal schnell einen Autopilot reanimieren, ein brennendes Funkgerät ersetzen oder eine kochende Batterie lahm legen. Was ich allerdings nur schwer beeinflussen kann ist der Datenstrom, der sich durchs Internet und über den Äther den Weg von und zur GALEB bahnt. Will sagen: es scheint so, als würden nicht immer alle Mails ihre Empfänger finden.
Wir haben auf unserer gesamten Reise praktisch jede Mail, die uns erreicht hat möglichst zeitnah beantwortet. Sollte also jemand keine Reaktion erhalten haben, ist seine Mail wahrscheinlich irgendwo gestrandet. Das täte uns sehr leid, denn wir freuen uns immer über Kontakte zur Außenwelt, aber manchmal werden vermutlich einzelne Datenpakete per Flaschenpost transportiert.

Nachdem wir bei bestem Wetter mit lauem Wind die Küste von Portugal vor dem Bug haben und der Konvoi für alle ein gerüttelt Maß an Sicherheit bietet, könnt Ihr uns ab sofort wieder hemmungslos anschreiben – die Notfallkommunikation ist abgeschlossen – alle Kanäle sind wieder frei.
Trotz alledem sind wir schon seeeehr gespannt, welche Kommentare wir nach unserem Landfall im alten Europa auf unserer Website lesen dürfen – also haut in die Tasten!

(Wolfgang)

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Wieder auf See

In Horta bekamen wir von Manfred LA ROSSA einen 6m langen Spinnakerbaum geliehen, den wir nun auf der GALEB als Notrigg aufgestellt haben. Auch Rudi auf NIEJE LEEV wurde so mit einem neuem Mast ausgestattet.
Am Montag 1.6.09 abends sind wir mit Rudi unter Geleit von Volker SUNJET zu dritt ausgelaufen mit Ziel Ponta Delgada auf Sao Miguel, das 160sm von Fajal entfernt ist. Bei kräftigem achterlichem Wind konnten wir zusätzlich zu dem Hals über Kopf geheißten Sturmsegel auch noch Teile unseres Blisters setzen, der sich als Treibanker seinerzeit schon bewährt hat. In dieser Konfiguration haben wir unser Zwischenziel planmäßig am Mittwoch bei Sonnenaufgang ohne Motorhilfe erreicht. Carina hat diese Etappe in dauerübler Erinnerung, sich aber als tapfere Seemännin nicht abhalten lassen, den Sprung ans Festland mit der ganzen Familie zu machen.
Die Tanks des Geleitzuges wurden aufgefüllt und schon am Abend stachen die drei Schiffe wieder in See um die 850sm zum Kontinent in Angriff zu nehmen.

Manfred auf LA ROSSA hat fast zeitgleich die Leinen in Horta losgeworfen, um den drei Gemütsseglern zu folgen. Im Funk erfuhren wir von den Leiden dieses Seemannes, der sein schnelles Schiff bei besten Bedingungen nicht laufen lassen darf, um nicht an den Havaristen vorbei zu fliegen. Überdies seiner Spi-Bäume beraubt noch nicht einmal kurzzeitig das große Tuch spaßhalber setzen kann.

Am Montag will Achim mit ACROPAL in Horta starten um als Lumpensammler dem Konvoi den Rücken zu decken. Dank seiner angestrebten Geschwindigkeitsrekorde und der gedrosselten Boote von Volker und Manfred werden wir alle wohl ziemlich zeitgleich Iberia erreichen.

Die Funkrunde mehrmals täglich zwischen den Booten und Christoph dem „Seelotsen“ gibt uns das gute Gefühl wunderbar getragen zu sein. Auf alle Fälle ist die GALEB umringt von guten Helfern sicher unterwegs und die Besatzung ist bester Stimmung. Wir lassen es uns gut gehen.

(Wolfgang)

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Danke!

Eure Kommentare und Mails sind so Mut machend, bewegend und herzerwärmend! Es ist uns klar, dass wir es sein müssen, die die liebsten Verwandten und Freunde, die allerbesten Nachbarn und Bekannten haben.
Danke natürlich auch jenen, die uns mit ihren lieben Gedanken begleitet und unterstützt haben, auch wenn diese in Worte (oder sogar Verse) gefasst natürlich besonders schön sind.
Herzlichsten Dank der „ALPHA ERA“, die uns in einer professionell vorbereitet und durchgeführten Übergabeaktion mit 500l Diesel beschenkt und somit gerettet hat!
Vielen vielen Dank unserem „Tankerteam“, den beiden Segelyachten MERRY MARY und ACROPAL, die nach unserem Mastbruch ihren Schönwetterkurs über den Atlantik verlassen und stattdessen immer auf die GALEB zugehalten haben, um uns im Notfall mit weiterem Sprit zu versorgen.
Und danke natürlich unserem Seelotsen Christoph und den anderen Funkern, die die Koordination überhaupt ermöglicht haben und sogar unsere Kinder einquartiert hätten.
Und ihr lieben Segler, die ihr uns bei unserer Ankunft in Horta einen so rauschenden Empfang bereitet und uns so herzlich in Eure Gemeinschaft aufgenommen habt: tausend Dank!

Ursprünglich sollte unsere gemeinsame Reise ja auf den Azoren zu Ende sein, doch der Mastbruch macht eine weitere Etappe nötig. Wir müssen die GALEB noch in eine Werft nach Faro am portugiesischen Festland bringen.
Wir freuen uns, wenn Ihr uns auch dabei in Gedanken unterstützt und begleitet und den einen oder anderen Kommentar schreibt!

Und zurück in Deutschland werden wir alle zusammen Ende Juli eine große Wiedersehens-Party feiern! Merkt Euch schon mal den 25.7.09 vor.

(Carina)

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Ankunft in Horta

Hier ist das erste Video auf unserer Webseite – einige haben es bei www.seelotse.de schon gesehen – nun auch bei uns ganz frisch…

Video: Ankunft der GALEB in Horta

Nachdem sich die Situation des Bootes mit dem Mastverlust ziemlich schlagartig verändert hat, ist nicht mehr sicher, ob die Familie tatsächlich hier von Bord gehen kann, oder ob wir nicht doch die letzte Etappe bis Portugal gemeinsam bewältigen. Unsere GALEB kann dort in die Werft gehen, bis sie völlig gesundet ist.

Also freut Euch nicht zu früh ;-|

(Wolfgang)

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Horta

Geschafft!
Die GALEB ist nach fast zwanzig ereignisreichen Tagen auf See in Horta gelandet. Die Mannschaft ist glücklich und erschöpft. Unser Empfang war grandios – der halbe Hafen hat sich auf die Beine gemacht, um uns zu begrüßen. Über die Toppen des Surfsegels beflaggt im Geleit von MERRY MARY wurden wir mit Signalhörnern und Jubel an die Pier gelotst. Champagner wurde geköpft und auf einer spontanen Party konnten alle Beteiligten und Beobachter ihrer Freude freien Lauf lassen. Heute Abend feiern alle in einem nahe gelegenen Lokal.

Das Leben geht weiter. Nun muss das Boot klargemacht werden, was einige Tage in Anspruch nehmen wird. Danach wird die Crew planmäßig per Flugzeug nach Hause fliegen. Der Käptn muss noch ein bisschen weiter machen und das Schiff nach Portugal überführen, wo es wieder in Stand gesetzt werden kann.
Soviel in aller Kürze – unser Seelotse Christoph DH2LC ist unglaublich schnell  – auf seiner Seite könnt ihr die ersten Bilder schon bewundern.
Bitte schreibt alle Eure Kommentare fleißig hier rein – es war und ist uns eine große Freude, jede einzelne Anteilnahme zu lesen.

(Wolfgang)

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Beruhigt

Endlich ist die Natur nicht mehr gegen uns. Wind und Welle haben eine Kehrtwende gemacht und schubsen uns sanft nach Osten. Unglaublich, dass diese friedliche Wasserfläche um uns herum noch vor wenigen Tagen so unwirtlich ausgesehen hat.
Sogar Delphine springen heute wieder vor unserem Bug, der nur noch etwa 300 Seemeilen vor der Hafeneinfahrt von Horta liegt.

Nur 50% unserer Dieselaggregate sind in Betrieb und das auch nur bei leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl. Der Verbrauch ist damit so gering, dass wir mit unseren Spritreserven die verbleibende Distanz sicher bewältigen können.
Damit auch der freundliche Westwind seinen Teil beitragen kann, werden alle verbleibenden Segelfetzen gesetzt. Das Surfsegel in bewährter Manier hat allerdings von seinen ursprünglichen 5 qm etwa die Hälfte eingebüßt. Stattdessen klafft mittig beim Gabelbaum ein stattliches Loch in der Klarsichtfolie. Macht aber nix, denn die Sturmfock wird querliegend davor geheißt, so dass der Durchgriff dezent verdeckt ist und jedes Luftatom, das uns mittig überholen wollte doch noch eingebremst und seines Impulses beraubt wird.

Das Bordleben ist wieder sehr angenehm und wir gönnen uns jeglichen Luxus. Carina zaubert immer überraschende Leckereien auf den Tisch. Frisches Gemüse und Salat, traumhafte Spaghettisoßen, selbstgebackenes Brot noch frisch mit Butter, Pastete, Käse, Salami, Räucherschinken und allem, was das Seemannsherz begehrt. Nur der frische Fisch bleibt vorerst noch Wassergekühlt.

Langsam können wir uns schon mal Gedanken machen, wie wir die Ankunft demnächst in Horta ausschmücken wollen, denn es wartet schon eine größere Gruppe Segler sehnlichst auf die GALEB und ihre kleinen Helden. Unser Theater hat auch diesseits des Nullmeridians einige Zuschauer und Akteure.

Übrigens bekam ich gerade die Info, dass gerade ein weiterer (belgischer) Katamaran mastfrei in Horta eingelaufen ist. Damit ist also die Gruppe der topless-Boote auf ganze fünf Exemplare angewachsen – goldene Zeiten für einen Mastbetrieb.

(Wolfgang)

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Hochseebetankung

Seit nunmehr zwei Tagen sind wir wieder in Bewegung, wenn auch mehr vertikal als horizontal, aber immerhin – der Kurszeiger steht auf Horta.
Nachdem unser Mast über Bord gesprungen ist, sind wir zunächst 50sm durch die Nacht mit Ostkurs motort. Am nächsten Morgen habe ich dann unser Surfsegel geriggt und wir sind mit diesem jämmerlichen Ding immerhin 120sm gefahren – im Bogen zunehmend südlich, bis der Wind derart stark von Osten kam, dass wir das Segelchen flach legten und beigedreht den Sturm abwetterten. Es trieb und mit einem Knoten westwärts, was ich durch einen selbstgebastelten Treibanker nochmals zu bremsen versuchte. So harrten wir eineinhalb Tage in Berg- und Talfahrt aus und verloren dabei über 30sm zu unserem Ziel. Da wir lediglich etwa 150liter Sprit im Tank hatten, war klar, dass wir niemals zu den Azoren unter Motor kämen – und mit was sonst, wenn der Wind uns keine Chance lässt?

Am 16.5.2009 kam per Mail die Nachricht, dass der Frachter DENISE mit Sprit im Anmarsch sei. Wie auch immer war die Freude nur kurz, denn er konnte uns nicht finden und ist wieder seines Weges gezogen.
Nachmittags dann die neue Meldung des RCC-Norfolk, dass der Tanker ALPHA ERA auf uns zu hält. Nach heftigen Mail-Orgien habe ich einen Treffpunkt auf der gedachten Verbindungslinie vorgeschlagen, der die Strecke etwa im Verhältnis unserer Geschwindigkeiten teilt. Umgehend wurden die Maschinen angeworfen mit Kurs 020, dem Tanker entgegen, damit die Übergabe noch bei Tageslicht stattfinden kann.

Um 1900UTC dann endlich Funkkontakt mit ALPHA ERA. Kurz darauf wurden wir von ihnen gesichtet. Exakt auf der vorausberechneten Position drehte der Tanker nach Stb ab und stoppte die Maschinen. Wir waren nun noch wenige Minuten entfernt und hielten auf das Heck des Riesen zu. Sicherheitshalber brachten wir Bb zwei dicke Fender aus, falls uns die Bordwand zu nahe käme. Milena wurde mit einem Hörbuch im Salon geparkt und die restlichen Matrosen platzierten sich mit Einpickgeschirr und Rettungswesten an Deck. Als wir am Heck vorbei im Lee des Stahlkolosses an seiner Steuerbordseite entlang fuhren winkte uns die wartende Crew an der Reling etwa mittschiffs, wo zwanzig blaue Kanister aufgereiht standen.

Ich hielt unser Boot bei 1-2kt Fahrt in möglichst gleichem Abstand von der Stahlwand, wobei uns die Wellen ständig auf und ab hoben. Eine Wurfleine wurde zu uns herüber geschmissen, die Felix gleich aufnahm. Am anderen Ende wurden eine zweite Leine und der erste Kanister befestigt. Ein Seemann ließ den Kanister ab, Felix und Carina holten die (ziemlich schmutzige) Wurfleine ein und hievten den ersten Kanister an Bord, der von Moritz gleich ins Cockpit geschafft wurde.
Nach einigen derartigen Manövern bekam die Truppe sichtlich Routine und es dauerte keine halbe Stunde, bis die ganzen 500 Liter bei uns an Bord waren. Der Kapitän, sein erster Offizier an der Reling und ich standen die ganze Zeit per Funk in Kontakt. Am Ende der Aktion tönte es aus dem Lautsprecher: „You asked for 400 Liter – we gave you 500 as a present to you and your family. Good luck!“

Milena auf meinen Schultern, meine Matrosen Spalier an Deck – so verabschiedeten wir uns laut rufend und winkend von unseren Rettern. Wir werden Euch nie vergessen.

(Wolfgang)

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Gerettet!

Waaaaaaahhhhnsinnnnnnn!
Es lebe die Seenotrettung in aller Welt, die Amateurfunker, die Segler und die Kapitäne zur See – besonders der Grieche auf ALPHA ERA.

Wir haben soeben 500 Liter Diesel in kleinen blauen Kanistern an Bord genommen.
Das Rendezvous auf hohe See war eine richtig spannende Sache, die Euch Felix morgen genauer erzählen wird.
Für den Augenblick reicht es, dass wir überglücklich vermelden können mit laufender Maschine auf direktem Kurs Richtung Horta unterwegs zu sein.

Allen helfenden Engeln gilt unser großer Dank. Allen voran natürlich dem Kapitän der ALPHA ERA und seiner Crew, der US-Coastguard Norfolk und der deutschen Seenotrettung in Bremen. Ganz besonders hat sich unser „Seelotse“ Christoph DH2LC hervor getan, der Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation mittels Amateurfunk zwischen uns, anderen Yachten und Helfern in der ganzen Welt war. Vielen Dank – wir sprechen uns nocht.
Auch die Skipper Achim und Ernst der Segelyachten ARCOPAL und MERRY MARY, die uns zu Hilfe geeilt waren, sind wir herzlich dankbar. Wir hatten ständig Kontakt und Ihr wart unsere Rückversicherung und Zuversicht.

Jetzt kann ich es ja laut sagen: Das Wetter war richtig scheiße hier draußen. Der Wind war ein ausgewachsener Sturm, der sich und uns gewaschen hatte. Die zwei Tage beigedreht die Wellenberge auf und ab zu steigen war kein Zuckerschlecken. Aber meine Mannschaft war immer bester Laune und hat das bravourös gemeistert – toll.

Das Wetter kann eigentlich nur noch besser werden und so freuen wir uns, das letzte Stück nach Horta als „Segelyacht oben ohne“ – oder besser als Motorflunder – zügig hinter uns zu bringen.

(Wolfgang)

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