Warteposition

Es wird besser! Der Wind kommt zwar immer noch genau aus Osten aber er ist schon schwächer geworden und die Welle nimmt etwas ab. Das Barometer steigt wieder und wir haben die letzte Nacht alle gut geschlafen. Wir treiben tatsächlich nur mit einem schlappen Knoten dahin, so dass wir die verlorene Distanz mit dem richtigen Wind bald wieder aufgeholt haben.
Die beiden Yachten, die uns mit Sprit zu Hilfe eilen, müssen ebenfalls mit diesen ungünstigen Bedingungen zurecht kommen, weshalb sie sich wahrscheinlich kaum angenähert haben. Unsere Positionen tauschen wir mehrmals täglich per Mail aus.

Die US-Küstenwache beobachtet dauernd unsere Position und versucht Schiffe zu uns zu dirigieren, damit wir Sprit übernehmen können. Derzeit ist ein Flugzeug zu uns unterwegs und will Verbindung aufnehmen.

Wir lassen es uns hier recht gut gehen. Gerade gab es Müslifrühstück und der Vorrat an Bibi Blocksberg-Geschichten ist noch länger nicht ausgeschöpft.

Wir bitten weiterhin um Zurückhaltung bei e-Mails, weil dieser Kanal für die Helfer gebraucht wird.

(Wolfgang)

Pos. 16.5.2009 1230 UTC: 37-17N 047-38W

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Wir lassen uns treiben

Momentan ist der Wind gegen uns, so dass wir beigedreht haben und uns so langsam wie möglich treiben lassen. Der Ostwind versetzt uns derzeit mit etwa einem Knoten nach Westen, d.h. vom Ziel weg. Das Surfsegel ist geborgen, damit es uns für bessere Zeiten wieder helfen kann. Auf diese Weise können wir viel Sprit sparen, den wir dann bei westlichen Winden besser investieren können.
Ein weiterer Katamaran (Achim auf ACROPAL) ist weniger als 300sm hinter uns und wird uns bald treffen, um uns mit Treibstoff zu versorgen. Auch eine zweite Yacht (MERRYMARY) kommt uns nach und kann uns ebenfalls Diesel abgeben.
So parken wir hier erstmal und hoffen auf besseres Wetter. Nun haben wir Zeit, auch die letzte Strophe der Kinderlieder auswendig zu lernen, die sonst keiner kann.

Pos. 15.5.2009, 1300 UTC: 37-16N 47-10W

(Wolfgang)

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Wir segeln

Der Gau liegt nun eineinhalb Tage zurück und wir haben in dieser Zeit erfreulich Strecke gemacht. Zunächst 60sm unter Motor durch die Nacht. Seit das Surfsegel gesetzt ist hat es uns schon 90sm weiter gebracht, ohne dass wir einen Tropfen Sprit verheizen mussten. Derzeit sind es bis Flores noch 760sm.

Inzwischen wird von Amateurfunkern aus aller Welt Hilfe organisiert. Die deutschsprachigen maritimen Funker, die vorwiegend bei Intermar (www.intermar-ev.de) organisiert sind, sowie Enthusiasten aus aller Welt sind immer bei uns. Besonders unser „Seelotse“ Christoph (www.DH2LC.de) ist unglaublich. Er führt mehrere Yachten mit Treibstoff zu uns und ist praktisch rund um die Uhr seelischer Beistand und Koordinator der vielen helfenden Amateurfunker aus aller Welt. Wir erleben den „HAM-Spirit“ – der Geist, der alle Amateurfunker zu einer großen weltweiten Familie eint – und wo jeder für den andern das Äußerste gibt. Danke Euch allen!

Uns geht es inzwischen wieder recht gut. Da wir zunehmend Vertrauen in unser Notrigg haben und Dank der Funker gute Aussichten bestehen, weicht entsprechend die Anspannung. Zwar ist es deutlich anstrengender, mehr von den Wellen geschoben zu werden, als vom Wind, aber wir sind froh, überhaupt voran zu kommen. Besonders Milena bringt uns die Normalität zurück, denn sie lebt ihren Tag. Moritz spielt geduldig mit ihr und Felix ist gerade dabei frisches Brot zu backen, während er sich ein Hörbuch gönnt.

(Wolfgang)

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Havarie

Drei Tage lang mussten wir ohne Autopilot auskommen, bis ich ihn notdürftig reparieren konnte. Das hieß für die ganze Mannschaft (außer Milena) rund um die Uhr bei jedem Wetter draußen konzentriert am Steuer drehen. Eine ganze Nacht habe ich auf diese Weise einen Sturm abgewettert, der in Spitzen 55kt zu bieten hatte. Diese drei Tage haben alle ziemlich strapaziert und die Reparatur war ein Segen. Wir dachten, jetzt sei das Schlimmste überstanden, aber es kam schlimmer.

Gegen Mitternacht am 12.5.09 entmastete sich die GALEB.
Wir waren auf stramme Segelbedingungen vorbereitet, hatten die Groß im 2.Reff und auch die Fock teilweise weggerollt. Bei raumem Kurs mit steiler Welle und 28kt Wind ging es vergleichsweise unspektakulär voran.
Plötzlich ist mit einem Knall ein Verbindungsteil in der Stb-Want gebrochen und der Mast ging sofort Backbord über die Reling.
Die Mannschaft hat schnell und professionell gehandelt. Es ging darum, schlimmere Schäden am Boot zu verhindern. Also mussten wir umgehend alle Leinen kappen, mit denen die Palme noch am Rumpf hing. Besonders gefährlich war, dass ein Stahlseil der Mastabspannung unter der mittigen Bb-Klampe hing und mit jeder Welle daran sägte. Genauso hätte auch der Rumpf angesägt oder eine Maststufe durch die Bordwand gerammt werden können. Mit vereinten Kräften schafften wir es alle Stahl und Kunststoffseile zu kappen und den Mast mit allen seinen Anbauten in die Tiefe zu schicken.

Da waren wir nun mit einem Schlag unser Positionslicht, den Radarreflektor, die Radarantenne und die Funkantennen los – von den Segeln gar nicht zu reden.
Unsere Rettung ist die Peitschenantenne am Heck, die uns weiterhin den Kontakt zur Welt ermöglicht.
Unsere Spritvorräte reichen etwa für 400 sm. Nach Horta sind es aber noch 1000 sm und nach Flores immerhin noch 870sm.
Nachdem wir mit einem Motor in Schleichfahrt als flaches unbeleuchtetes UFO Fahrt aufgenommen hatten tauchte hinter uns ein Frachter („SPRINGTIGER“) auf, den wir auch per Handfunkgerät erreichen konnten. Wir haben ihm unsere Situation erklärt. Er konnte zwar keinen Diesel übergeben, aber er hat schon mal die portugiesische Rettungsleitstelle informiert, so dass im Notfall auch von dort Hilfe angefordert werden kann.

Mittlerweile haben wir uns ein Notrigg gebaut aus 5,5qm Surfsegel, mit dem wir nun in günstigen Windbedingungen ohne Treibstoff vorwärts kommen. Wenn dieser Wind noch ein Weilchen anhält, dann haben wir gute Chancen aus eigener Kraft unser Ziel zu erreichen.

Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft, die auch in diesen Extrembedingungen besonnen reagiert hat. Moritz bäckt gerade ein paar Rohrnudeln und allen geht’s schon wieder viel besser.

Es ist so gut, zu wissen, dass so viele liebe Menschen in Gedanken bei uns sind. Bitte schreibt möglichst keine e-mails, damit dieser Kommunikationskanal für uns frei bleibt. Aber über jeden Kommentar hier unter dem Artikel werden wir uns bei unserem Landfall freuen.

(Wolfgang)

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Bermuda

Nach den ersten 800 Seemeilen unserer Rückreise über den Atlantik sind wir für einen Zwischenstopp in einer ganz anderen Welt gelandet – auf den Bermudas.
Hier fährt man von See kommend nicht einfach mal an Land, nein, wer sein Schiff nicht aufs Riff setzen will, steuert lieber eine der beiden Durchfahrten durch den, die Inselgruppe umschließenden Riffgürtel an. Das Land das sich dann präsentiert ist völlig unkaribisch, auch wenn das Meer genauso schön türkis ist und Palmen und Bananen wachsen. Es ist seeeehr zivilisiert. Die Häuser sind bonbonfarben und mit einheitlich weißen Dächern gedeckt, so adrett, als wäre der Maler gerade erst mit dem Anstreichen fertig geworden. Die Mülleimerdichte scheint weltweit mit am höchsten zu sein.
Es gibt so viele Einbuchtungen, Lagunen, Inseln und Inselchen, dass es schwierig ist ein Grundstück zu besitzen, das nicht am Meer liegt. Das Klima ist frischer als in der Karibik und bereitet uns vielleicht ein bisschen auf Zuhause vor. Die Bermudianer, die wir bisher kennen gelernt haben waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. So durften wir beispielsweise am Sonntag eine ausgiebige Kutschfahrt genießen, weil John, der Kutscher seine Pferde trainieren wollte. Jede Woche legt hier in St. George’s nämlich von Montag bis Donnerstag ein Kreuzfahrtschiff an und dessen zahlreiche Passagiere sind Johns beste Kunden. Am anderen Ende der Insel liegen noch zwei schwimmende Altersheime und überschwemmen die Insel gnadenlos mit einer Masse an Touristen, sodass ein Einheimischer, der mit der Fähre von der Arbeit nach Hause fahren möchte eine halbe Stunde warten muss bis er das Schiff betreten kann. Die etwas teuren Souvenirläden dagegen freuen sich über derart viele dollarschwere Kunden und können mit ihren Einnahmen wahrscheinlich bald den nächsten Anlegesteg finanzieren um noch mehr Leute ranzuschaffen.
Wir brechen mit einer Träne im Auge auf, die aber vielleicht auch vom Kassenzettel des Supermarktes kommt.
Das Wetter ist günstig, was uns zu einem schnellen Aufbruch veranlasst. Wir setzen die Segel und rauschen hinaus aufs offene Meer.
Ahoi, Seemann Ahoi…

(Carina + Felix)

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Unterwegs

Den sechsten Tag sind wir nun auf dem Atlantik unterwegs – und heute Früh hatten wir das Gefühl, bald Alaska erreicht zu haben denn es war richtig kühl. Gut – in Germanenland wäre ein solcher Tagesbeginn in die Kategorie „Milder Sommermorgen“ einzuordnen, aber wir sind in den vergangenen Monaten völlig verweichlicht, was das raue nordische Klima anbelangt.
Die See ist seit heute Nacht ungefähr so ruhig wie Milenas Planschbecken – entsprechend weht auch nur ein laues Lüftchen. Um den Bermudas trotzdem näher zu kommen, läuft seit den frühen Morgenstunden die Maschine und versorgt uns nebenbei mit heißem Wasser, so dass heute jeder schon den Luxus einer heißen Dusche genießen durfte. Mit dem aufgefangenen Duschwasser wurde das tagelang meerwassergespülte Cockpit entsalzt. So konnten wir – wenn auch mit Jacke – draußen frühstücken.
Nachdem wir die ersten Tage mit heftig Wind und Seegang unterwegs waren, die uns den Appetit bis hin zum rückwärts Essen verdorben hatten, genießen wir unser momentanes Luxusleben ganz bewusst. Mit einem guten Frühstück im Bauch gestaltet sich das Bordleben nun sehr angenehm. Moritz steht in der Küche und bäckt Schaumkuchen, der Käpten liegt in der Sonne und spielt nebenbei mit Milena. Felix lässt sich von seinem mp3-Spieler ein Buch vorlesen.
Die schöne Karibik fehlt uns schon jetzt, aber die Vorfreude auf Zuhause wird immer größer: die vielen lieben Menschen, die dort auf uns warten, unser Kater Micki, der eigene Balkon, Erdbeerkuchen, frische Brezn und a händlbemeierte Weißwurscht.

(Carina)

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Wir fahren heim

Die Rückfahrt steht an, so leid es uns tut! Nochmal ausgiebig im kristallklaren türkisen Wasser schnorcheln, über den weißen weichen Sand laufen, beim Kokosnussknabbern den Pelikanen zuschauen.
Nachmittags ausklarieren und dann geht´s los.
Seit gut zwei Wochen sind wir nun in den British Virgin Islands unterwegs – wahrhaft ein Seglerparadies! Viele kleine Inseln, tolle Riffe zum Tauchen und Schnorcheln, weiße Traumstrände wie aus der Werbung vom Reisebüro. Leider ist´s ziemlich teuer und zum Teil recht amerikanisch, aber man kann der Zivilisation gut aus dem Weg gehen.
Viele Gedanken haben wir uns seither gemacht, ob wir unsere brave Galeb in der Karibik festmachen, möglichst Hurrikane-sicher, um sie hier noch mal nutzen zu können, denn die Karibik ist wunderschön und mit dem Boot eindeutig am besten zu bereisen. Aber wann werden wir wieder so viel Urlaub/Ferien haben? Ist es gut, das Boot so weit weg liegen zu haben, insbesondere falls wir es einmal verkaufen wollten?
Nach reiflicher Überlegung haben wir einstimmig beschlossen, doch über den großen Teich zurückzufahren. Vor zwei Tagen haben wir deshalb in Road Harbour den Supermarkt geplündert und sind jetzt auch futtermäßig bestens gerüstet.
Der Motor ist wieder wie neu und auch alle anderen Systeme arbeiten zur Zufriedenheit des Käptns.
Die erste Etappe geht zu den ca. 800 Seemeilen entfernten Bermudas. Dort werden wir ein paar Tage verschnaufen und dann die 1800 Meilen auf die Azoren weiterfahren, da soll´s ja auch sehr schön sein. Wir hoffen, dort das Boot sicher liegen lassen zu können, die Inselgruppe zu erkunden und mit Delfinen zu schwimmen.
Dann werden wir wohl ins Flugzeug steigen und in Kürze zuhause sein.
Wie´s dann mit der Galeb weitergeht? Wolfgang will sie dann mit einer anderen Crew ins Mittelmeer fahren.

(Carina)

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Virgin Islands – Anegada

Nachdem wir uns schweren Herzens von Oma und Opa verabschiedet haben, sind wir sofort Richtung Virgin Islands losgedüst um unseren nächsten Gast einzusammeln. Man muss sagen wir mutieren schon fast zum Kreuzfahrtschiff, aber das Essen bei uns ist deutlich besser!

Jetzt sitzen wir also im Herzen der Karibik. Und was tut man da? Genießen! Es bleibt einem auch fast nix anderes übrig, wenn doch die Landschaft traumhaft schön und die Stimmung an Bord mit Michi sehr angenehm ist.

Unser erster erzählenswerter Abstecher in den BVIs (British Virgin Islands) war Anegada. Wer auch nur ein Bergsteiger-Gen hat wird sich hier so wohl fühlen wie ein Fisch an der Angel. Der höchste Punkt der Insel ist stolze neun Meter hoch. Dort sind wir vor einem meistens menschenleeren Strand gelegen und haben gebadet. Zwei Tage später haben wir einen Abstecher an die Atlantikküste der Insel gemacht und sind direkt ins Schnorchler-Paradies gehüpft Dort haben wir ein paar tolle Motive auf die Speicherkarte unseres Fotoapparates geklickt. Moritz hat zum ersten Mal einen kapitalen Hai gesehen und auch sonst haben sich uns Rochen, Barrakudas, Schildkröten, Schnapper und sogar ein besonders seltener Tarpon präsentiert.

An diesem Abend haben wir uns zum Abschluss des Tages noch einmal aus dem Meer bedient, diesmal aber mit Hummer und Mahi Mahi in gegrillter Form. Es war sehr lecker! Über den Preis wollen wir hier gar nicht reden, es sei nur erwähnt dass unschuldige Opfer, die in einem Laden am Strand einkaufen, für eine Milch und zwei Packungen Toast mit über 10 Dollar rechnen müssen.

(Felix)

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